Attriticon 2011 - der zweite Tag

Das zweite Spiel hatte am Samstag Abend stattgefunden, damit sich die Turnierteilnehmer Nachmittags an den Demospielen beteiligen konnten. (Diese Gelegenheit hatte ich zugunsten eines Verwandtenbesuchs nicht genutzt.) Somit kamen wir recht spät zu Martin zurück. Für mich war es sogar sehr spät, denn die vorangegangene Nacht steckte mir noch in den Knochen. Kaum angekommen, begab ich mich also ohne Umwege in mein Bett, wo ich sofort einschlief - bis sich dann eine halbe Stunde später Andreas ebenfalls ins Bett legte und wieder deutlich besser schlief als ich. Um 2 Uhr nachts entschied ich mich dann, in die Hängematte im Garten umzuziehen. Dort war es zwar etwas kühl, aber ich schlief (endlich) hervorragend. Gut erholt konnte es also am Sonntag Morgen mit dem nächsten Spiel weitergehen.

Das dritte Spiel: Bernhard mit Later Medieval German

Die Situation nach der ersten Runde
Die Situation nach der ersten Runde

Im dritten Spiel ging es gegen Bernhard. Er spielte Later Medieval German, womit ich theoretisch zum dritten mal in diesem Turnier auf eine Pikenarmee hätte treffen können. Ich hatte aber schon vorher gehört, dass er die frühen Variante ohne Piken spielte - etwas Abwechslung kann ja auch nicht schaden.

Berhard gewann die Initiative und wählte hügeliges Gelände. Da die Geländeteile allerdings am Ende hauptsächlich am Rand liegen blieben konnten wir uns doch in einem einigermaßen freien Zentrum begegnen, was eigentlich beiden Armeen recht sein konnte.

Meine Aufstellung entsprach weitestgehend dem mittlerweile entwickelten Standard: die Speerträger im Zentrum, links davon zwei, rechts eine Rittereinheit. Die ungedrillten Armbrustschützen saßen mit einem General im Hinterhalt in einem Wald am linken Tischrand, die gedrillten Armbrustschützen hatte ich zunächst auf einem steilen Hügel hinter meiner Hauptlinie postiert. Hier würde ich die Option haben, sie entweder dort zu belassen, um einen Angriff auf mein (links des Hügels postiertes) Lager zu verhindern, oder aber sie hinter der Hauptlinie als Rear Support und möglichen Flankenschutz herzuziehen. Die Kavallerie schließlich setzte ich sehr weit rechts, isoliert von der restlichen Armee ein. Sie sollte entweder verlangsamen, was Bernhard mir dort entgegenstellte, oder aber seine Linien umgehen, sollte sich ihnen nichts entgegen stellen.

Berhard spielte insgesamt mit drei Rittereinheiten, wie ich auch. Allerdings bildete er ein Zentrum aus (von links nach rechts, aus meiner Perspektive) Rittern, einer 10er(!)-Einheit protected Offensive Spearmen, einer weiteren Rittereinheit und schließlich einer 6er-Einheit armoured Deffensive Spearmen. Diesem Zentrum füllte ich mich prinzipiell gewachsen, gleichzeitig müssten ihm die Ritter an den Flanken fehlen. Links stand lediglich eine Einheit Leichte Reiter mit Bogen, rechts stand eine Einheit berittener Armbrustschützen, eine leichte Infanterie sowie eine Einheit drilled, average Knights. In der Reserve standen eine Einheit Heavy Foot mit Heavy Weapon und eine Einheit Medium Foot Crossbow.

Auf meinem linken Flügel war ich deutlich überlegen. Meine Armbrustschützen zogen aus ihrem Hinterhalt und vertrieben die Light Horse, meine Ritter zogen vor und machten Druck. Auf der rechten Flanke konnte meine Kavallerie seine Ritter so lange binden, dass diese nicht mehr ins eigentliche Geschehen eingreifen konnten. Ich verlor zwar, wie nicht anders zu erwarten, die Kavallerie, konnte aber als Ausgleich seine berittenen Armbrustschützen mit meinen Rittern stellen und besiegen.

Entscheidend war aber das Zentrum. Die Wahrscheinlichkeiten standen für mich, also suchte ich den Kampf. Dabei zog ich zunächst mit meiner Infanterie so weit vor, dass ich in der Attackenreichweite seiner Ritter war, aber noch zu weit weg für seine Infanterie - diese Option war eine der Schwächen dieser vermischten Aufstellung. Fortuna war mir mehr als hold: beide Rittereinheiten verpassten ihren Test zur Attackenvermeidung und warfen sich in meine Speerträger, noch ohne die Unterstützung ihrer Infanterie. Erwartungsgemäß konnte ich die Ritter noch nicht entscheidend besiegen, sie zogen sich in der Joint Action Phase wieder aus meinen Speerträgern zurück. Trotzdem hatten beiden Einheiten Elemente verloren, während meine Speerträger das Treffen unbeschadet überstanden. Damit hatte ich hinreichenden Vorteil im Zentrum gewonnen. Die linke Rittereinheit griff ich nun mit meinen Rittern an (ich hatte mittlerweile doppelt so viele Elemente) und besiegte sie schließlich. Im Zentrum konnte ich selbst nicht angreifen, da meine Speerträger ja defensiv sind, aber in seiner Runde blieb Bernhard mit seinen Schocktruppen eh nichts anderes übrig, als den Nahkampf zu suchen. Da seiner Ritter angeschlagen und seine Offensive Spearmen schlechter gepanzert waren als meine Infanterie sollte eigentlich nichts mehr schief gehen.

Tatsächlich ging auch fast nichts mehr schief. Nur seine Speerträger erwiesen sich, nicht zuletzt dank ihrer Masse, als unangenehm zäh. Nach einigen Runden Nahkampf hatte sich eine meiner Einheiten, der besseren Rüstung zum Trotz, zur Flucht gewandt - dann hatte ich mich aber auch durchgesetzt. Ich verlor zwei Einheiten und gewann das Spiel schließlich 21,4:3,6.

 

Lektion 1: Vermische keine Ritter mit Infanterie.

 

Lektion 2: Ich sollte noch mal über große Einheiten nachdenken.

 

Das vierte Spiel: Martin mit Later Seleucid

Die Startaufstellung
Die Startaufstellung

Das letzte Spiel sollte ich dann gegen Martin bestreiten. Er spielte Later Seleucid, also eine Pikenarmee - das kannte ich nun ja schon. Ich wusste von ihm bereits, dass er eine Variante mit Sichelstreitwagen und eine Variante mit Elefanten aufgestellt hatte. Ich machte mir keine Illusionen, dass er gegen mich die Streitwagen aufstellen würde, und so war es auch. Große graue Dickhäuter sind gegen eine Ritterarmee einfach zu attraktiv.

Schweres Gelände wollten wir beide nicht, was auch zu einem entsprechend offenen Tisch führte. Auf meiner rechten Tischseite lagen zwei offene Felder, auf meiner linken Seite fand sich ein sanfter Hügel, eben so wie in Martins Hälfte rechts.

Meine Aufstellung war wieder leicht abgewandelter Standard. Die Speeträger standen wie gehabt in der Mitte und wollten wieder ihr Glück beim Auffangen von Piken versuchen. Links verlängerte ich die Linie mit der undrilled Medium Foot Crossbow, dann kamen die undrilled Knights, die über den Hügel reiten und Martins Flanke nehmen sollten. Verstärkung sollten sie von der Kavallerie bekommen, die mit einem Befehlhaber hinter dem Hügel im Hinterhalt lag. Auf meiner rechten Seite hatten die Armbrustschützen des Templerordens die undankbare Aufgabe, die Felder zu halten, während die Ordensritter hinter den Speerträgern in der Reserve warteten.

Martin bildetet ein solides Zentrum aus drei Einheiten Pikenieren und zwei dazwischen postierten römischen Argyraspiden. Rechts davon standen die Elefanten, zwei Einheiten Kataphrakten und (zwischen der Infanterie und den Elefanten) eine Zweiereinheit Elitekavallerie. Eine weitere solche Einheit stand links von der Infanterie alleine auf der Flanke. Zwei Einheiten Plänkler in klassischer Position vor der Infanterie rundetes das Ganze ab.

Zu Beginn des Spiels rückte Martin munter auf meine Linie zu. Ich wollte nicht zu schnell nach vorne, da ich den Schutz durch die Felder auf meiner rechten Flanke nicht verlieren und außerdem meinen Reitern links die Zeit lassen wollte, sich in Martins Flanke zu entfalten. Die ungedrillten Armbrustschützen verlegte ich derweil in Doppelbewegungen hinter meiner Linie von links, wo ich keine Verwendung für sie sah, nach rechts. Dort drohte Martin eine Überlegenheit zu entwickeln, gegen die ich weitere Unterstützung brauchen könnte.

Als unsere Hauptlinien sich angenähert hatten schwenkte ich mit meiner Infanterie links leicht nach vorne. Die Hoffung war, dass seine Schocktruppen nicht in breiter Front, sondern zunächst möglichst nur zum Teil auf meine Linie treffen würden. Nach dem Schwenk war zunächst nur seine Elitekavallerie in Attackenreichweite. Die hatten mittlerweile meine Kavallerie in der Flanke, waren von diesen beschossen worden und prompt gedroppt.

Die Situation nach der ersten Flankenattacke.
Die Situation nach der ersten Flankenattacke.

An diesem Tag schienen meine Speerträger eine besondere Anziehungskraft auf gegnerische Lanzenreiter zu haben, denn auch Martins Elitereiter entscheiden sich - wie schon im Spiel zuvor Bernhards Ritter - befehlswidrig zu eine Attacke. In diesem Fall was das allerdings eine besonders schlechte Idee, denn ich konnte mit meiner Kavallerie in die Flanke der Elitetruppe intercepten und tat das natürlich auch. Nun zeigte sich, warum man in FoG unbedingt seine Flanken schützen sollte. Die Elitereiter fliehen auf Kontakt und durchbrechen die Pikeniere neben ihnen, denen meine Kavallerie nun in der Verfolgung ebenfalls in die Flanke fällt. Auch die Pikeniere überstehen den Impact nicht und meine Reiter verfolgen weiter bis in die Flanke der römischen Argyraspiden, die ihren Vormarsch endlich zum stoppen bringen. Eine Einheit leichte Infanterie war bei der Gelegenheit von fliehenden durchbrochen worden und hatte im anschließenden Test ein schlechtes Händchen, worauf sie ebenfalls floh. Martin hatte in einer Impact-Phase drei Einheiten durch eine meiner schwächsten Truppen verloren. Zwar standen meine Ritter nun etwas zu weit weg vom nächsten Ziel, aber gefühlt hatte ich die Partie bereits gewonnen.

Danach wurde es dann aber doch noch spannend, und zwar nicht zu knapp. Meine Kavallerie musste feststellen, dass sie als average protected eben doch nicht die allerbeste Nahkampftruppe ist. Die besser gepanzerten und moralisierten römischen Argyraspiden, obwohl moralisch bereits angeschlagen, konnten sie jedenfalls nach langem Ringen besiegen. In der Zwischenzeit forcierte Martin das Geschehen im Zentrum und rechts. Er warf seine Hauptlinie in meine und attackierte meine rechte Flanke mit seinen Reitern.

Martins Reiter konnten sich dabei nicht so recht gegen meine Armbrustschützen durchsetzen, die das offene Feld mehr als tapfer hielten. Dafür wogte der Kampf im Zentrum hin und her. Meine Speerträger hatten zunächst der Attacke standgehalten, aber in den folgenden Runden, die mal zu meinen, mal zu Martins Gunsten verliefen, bauten sie Stück für Stück moralisch ab, vor allem die Elefanten setzten mir arg zu - dass ich im Gefecht einen General verlor, half da auch nicht. Eine Einheit Kataphrakten hatte ich mit meinen Ordensrittern abgefangen. Ich konnte sie zwar besiegen, aber sie erwies sich ebenfalls als extrem zäh. Meine Ritter verloren eine Moralstufe im Kampf und anschließend eine weitere, als sie eine Einheit Speerträger fliehen sahen. Erst dann konnten sie sich gegen die gegnerischen Kataphrakten, die mittlerweile nur noch aus zwei Elementen bestanden, durchsetzen.

Aus dem gefühlten Sieg war ein aufreibendes Wechselbad der Gefühle geworden. Zwischenzeitlich war meine Infanterielinie so schwach, dass jeder Würfelwurf zu einer Zitterpartie wurde. Erst als meine Kavallerie von den Argyraspiden besiegt wurde, konnte ich mich doch noch durchsetzen. Nun konnte ich nämlich die inzwischen herangezogenen Ritter in eben diese Einheit werfen. Die Ritter erwiesen sich als deutlich nahkampftauglicher als die Kavallerie und setzte sich gegen die immitierten Legionäre durch. Als dann meine Ordensritter, fragmented und damit eigentlich schon fast erledigt, in der Verfolgung auf die nächste Einheit von Martins Kataphrakten trafen, dabei glücklich würfelten und die bereits angeschlagene Einheit ein weiteres Mal droppten, hatte ich die Partie doch noch gewonnen. Ich hatte insgesamt sechs Attritionpoints verloren und gewann 19,5:5,5.

 

Lektion 1: Meine protected average Cavalry ist keine gute Nahkampftruppe.

 

Lektion 2: Eine Partie FoG ist erst mit dem Armyrout entschieden.

Fazit

Alles in allem hatten sich meine Kreuzfahrer besser geschlagen, als ich das erwartet hatte. Drei Siege bei einer Niederlage brachten mir den dritten Platz ein, womit ich sehr zufrieden sein kann. Auch wenn die Later Crusader ganz bestimmt keine optimale Turnierarmee sind, betrachte ich mein Kreuzfahrertrauma hiermit als überwunden.

Der Attriticon insgesamt war die gewohnt gelungene Veranstaltung, auch wenn kurzfristig einige FoG-Spieler und zwei Händler absagen mussten. Die Atmosphäre war klasse, die Leute waren nett und die Spiele waren spannend - was will man mehr? Klaus belegte übrigens vor mir den zweiten Platz, so dass wir Koblenzer auch noch ein sehr ordentliches Mannschaftsergebnis verbuchen konnten.

Vielen Dank an die Ulmer für die tolle Veranstaltung, wir sehen uns sicher nächstes Jahr wieder!

 

-> zur Beschreibung des ersten Tages

 

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