Brüssel, der zweite Tag

die Ausgangssituation
die Ausgangssituation

Im ersten Sonntagsspiel traf ich auf Christos. Er spielte Latin Greek, mit Rittern und Almugavaren (gute geländegängige Nahkampfinfanterie) auch nicht gerade meine Lieblingsspeise. Zudem war auch noch das Gelände recht offen, wie man am Foto sehen kann. Ich konnte mich im Prinzip an einem Feld rechts verankern, hatte aber ein Problem mit einer gegenüberliegenden Plantage. Ich vermutete, dass seine Geländetruppen versuchen würden, mein Feld zu nehmen, was ich mit einem Flankenmarsch der Kavallerie (ja, der dritte im dritten Spiel) und vor allem mit meinen Rittern verhindern wollte.

Im Zentrum stellte ich meine Heavy Foot auf, links davon weiter Langbogenschützen. Diese linke Flanke konnte leicht in Probleme geraten, soviel war vorab schon klar. Um das Drama hier wenigstens zu verzögern hatte ich meine einzige Light Foot, die immerhin Leichte Speere hatte und damit anderer leichter Infanterie im Impact tendenziell überlegen war, in einen Hinterhalt links in eine Plantage gestellt. Dort waren sie recht weit vom Geschehen und ziemlich alleine, konnten aber immerhin den ein oder anderen Doppelzug von Christos verhindern und so seinen Vormarsch gegen meine schwache Flanke verzögern.

Christos stellte vier Einheiten Light Foot (drei davon poor) verteilt über die Spielfläche auf. Die Medium Foot sollte, wie erwartet, mein Feld nehmen. Schräg dahinter standen Defensiv Speermen, die offensichtlich nicht an der Schlacht teilnehmen sollten, weitere Speerträger mit Rüstung (armoured) folgten Richtung Zentrum. Im Zentrum selbst setzte er seine beiden Einheiten Ritter ein, auf beiden Flanken verstärkt durch eine Einheit Kavallerie. Eine Einheit poor Light Foot wollte in die Plantage, eine Einheit leichte Reiter noch weiter um diese herum.

Hier spielte sich später auch meine liebste Szene der ganzen Partie ab. Christos hatte offensichtlich Respekt vor meiner (eigentlich als Opfer gedachten) Light Foot. Ich erklärte Attacken auf seine Light Foot, er plänkelte. Eine andere Chance hatte ich auch nicht, denn die Light Horse an meine Flanke wären definitiv der Tod meiner Einheit gewesen, wenn der gute Christos sie nicht in die Plantage hineingezogen hätte. So verlagerte sich das Geplänkel der Infanterie aus der Plantage heraus und die Light Horse kam zu spät, um noch einzugreifen. Schließlich erreichten wir einen steilen Hügel, auf dem ich auch noch das Glück hatte, seine Einheit im Rücken zu erwischen. Er verlor den Impact, aber entwickelte sich ein zähes Ringen denn er hatte nun Hügelvorteil. Noch ein wenig Dusel, und meine Light Foot gewann schließlich, im letzten Moment, bevor die Light Horse die Situation für die Griechen retten konnte. Anschließend entwickelte sich hier ein Patt - die Light Horse bewachte meine Light Foot auf dem Hügel, damit diese keine Chance hatte, das nahegelegene Lager zu nehmen. Im Effekt hatte meine eigentlich als Opfer gedachte Light Foot zwei Punkte gemacht und eine weitere Einheit gebunden, die Jungs haben sich einen Orden verdient :D.

Auf der rechten Seite zog Christos derweil seine Medium Foot aus Angst vor meinen Rittern in die Plantage. Damit hatte sich zwar auch hier ein Patt entwickelt, aber wenigstens konnten sich meine Bogenschützen aus dem Feld herauswagen, um seine Speerträger zu beschießen. Als mein Flankenmarsch eintraf zog ich ihn hinter meinen Linien in Richtung Zentrum - hinter der Plantage war nicht zu gewinnen außer zwei blauen Augen.

Im Zentrum wurde es derweil für mich brenzlig. Die Ritter rückten vor, gegen den Beschuss durch die Light Foot abgeschirmt. Eigentlich beging mein Mitspieler hier einen doppelten Anfängerfehler: er zog nämlich die Light Foot nicht zurück, auch als sie schon moralisch angeschlagen waren. Das war zum einen sehr gefährlich (zumal sie eben poor waren), zum anderen stand er auch seinen eigenen Rittern im Weg rum. Trotzdem blieb die Situation erstaunlich lange stabil, nicht zuletzt weil sich meine Schützen weigerten, Treffer in stochastisch zu erwartender Anzahl zu erzielen. Irgendwann brachen dann seine beiden Rittereinheit doch mit verpasstem CMT durch die eigene Plänklerlinie und in meine Bogenschützen hinein. Ganz links brach er durch, die nächste Einheit hielt. Mir eröffnete sich damit die Möglichkeit, mit einem Teil meiner schweren Infanterie in die Flanke seiner Ritter zu gelangen. Der andere Teil hatte derweil eine Einheit Reiter so weit nach hinten gejagt, dass seine Speerträger in Reichweite gerieten. Dies war der Zeitpunkt, als Christos die Nerven verlor und und seine defensiven Speerträger angreifen lies. Nun bekommen die Jungs im Impact keinen Bonus, wenn sie selbst angreifen, und meine Bogenschützen sind hier mit ihrer zweiten Reihe nicht zu unterschätzen - meine Heavy Foot war ihm eh überlegen, und ich gewann entsprechend den Impact und schließlich brach eine seiner Speerträgereinheiten. Leider war damit auch die Zeit um, so dass ich im Effekt keinen Army Break mehr erreichen konnte, aber die Partie war klar gewonnen.

Xavier
Xavier

In der letzten Partie durfte ich gegen Xavier ran, der Tartaren mitgebracht hatte. Außer Light Horse und Kavallerie mit Bogen war also nichts an Gegnern zu erwarten. Xavier wählte Steppe, entsprechend offen war das Gelände. Ich stellte mich breit von rechts nach links auf, die meisten Einheit nur eine oder anderthalb Reihen tief, denn ich vermutete meine einzige Chance darin, ihn einfach von der Tischplatte zu drücken. Aus guter Gewohnheit spielte ich dann auch noch auf der rechten Seie einen Flankmarsch, dem ich diesmal auch noch die light Foot mitgab. Meine Mutmaßung war, dass Xavier ausschließlich Light Horse hatte (so hatte er im vergangenen Jahr gespielt). Sollte er als auf der rechten Seite selbst einen Flankenmarsch spielen, könnte ich diesen zurückdrängen und etwas Chaos stiften. Als kleinen Anreiz stellte ich mein Lager weit nach rechts außen.

nach dem Aufbau der Armeen - wo ist mein Gegner?
nach dem Aufbau der Armeen - wo ist mein Gegner?

Diesen Anreiz hätte es allerdings nicht gebraucht - Xavier spielte (offensichtlich grundsätzlich bei jedem Spiel) ohnehin auf beiden Seiten je einen Flankenmarsch. Mir gegenüber standen zunächst lediglich sechs Einheiten leichte Reiter in zwei Gruppen. Also machte ich mich auf den Weg in Richtung gegnerische Tischkante. Auf der linken Flanke musste ich zwar ein wenig reagieren, um nicht in Probleme zu geraten, wenn dort sein Flankenmarsch einträfe, aber da meine Armee komplett gedrilled ist, stellte das kein übergroßes Problem dar. Die Flankenmärsche ließen sich indes Zeit, spannenderweise auch der auf der rechten Flanke, obwohl hier (bei zwei gleichzeitigen Flankenmärsche) die Chancen auf ein Eintreffen eigentlich recht groß waren. Als der erste Flankenmarsch eintraff (links, eine Einheit leichte Reiter, eine Einheit schwere Reiter, eine dritte Einheit kam nicht an) hatte ich bereits Xaviers Lager genommen und zwei seiner Einheiten vom Tisch getrieben. Dafür jagde Xavier seine Kavallerie (frontal) in eine meine schweren Infanterieeinheiten und rieb sie auf - war nicht zu erwarten, passiert aber. Irgendwann kam dann auch noch der recht Flankenmarsch. Hier hatte er doch tatsächlich drei Einheiten schwere Reiter. So wurde ich zurückgedrängt statt umgedreht, und damit wäre auch mein Lager so gut wie erobert gewesen, wenn nicht gerade jetzt die Zeit um gewesen wäre. Immerhin, nach Punkten hatte ich gewonnen.

Am Ende wurde ich dritter. Damit war ich auch der drittbeste Deutsche hinter Martin, dessen Schweizer sich wirklich gut verkauft hatten, und Ferdi, der (natürlich) den ersten Platz belegte. Es war ein wirklich nettes Wochenende mit sehr gutem deutschen Mannschaftsergebnis. Jetzt freue ich mich auf die German Open, wo wir einige Mitspieler aus den europäischen Nachbarstaaten erwarten die versuchen werden, uns dieses Ergebnis heimzuzahlen. :D

Mehr zu diesem Turnier:

Abschließend noch ein paar Fotos: