Alle Jahre wieder Brüssel und zum zweiten Mal Napoleonisch. Thomas hat ja schon von seinen Erlebnissen und dem Drumherum berichtet.
Da sich Napoleons letzter Feldzug zum 200. Male jährt, hat sich der Veranstalter eine kleine „Kampagne“ für die Teilnehmer einfallen lassen. Es wurden die Spiele als Szenarien auf den Schlachtfeldern von Quatre Bras, Ligny, Warvre und Waterloo gespielt. Meine Armee sind Russen aus dem Feldzug 1815. Zwar hat diese Armee die genannten Schlachtfelder nie erreicht, doch werden wir das nun spielerisch nachholen.
Mein erster Gegner ist Steve, den ich aus dem Vorjahresturnier und der Worlds in Koblenz kenne. Wir spielen auf den Feldern von Quatre Bras. Ich bin der Verteidiger und habe zu Beginn des Szenarios nur eine Infanteriedivision auf dem Spielfeld. Dieses ist vor der Kreuzung Quatre Bras und im Wald von Bossu in Stellung gegangen. Gespielt wird über die Querseiten des Spielfelds. Steve hat somit mit seinen Franzosen einen etwas längeren Weg um in das Zentrum zu gelangen.
Doch die Franzosen marschieren forsch noch vorne, um die zahlenmäßig weit unterlegenen Russen anzugreifen, bevor deren Verstärkung eintrifft. Der Beschuss aus meinen Batterien bringt die französischen Einheiten immer wieder in Unordnung, doch kann ich daraus keinen richtigen Nutzen ziehen.
In der dritten Runde beginnen meine anderen Divisionen einzutreffen. Steve ist nicht begeistert über die große Anzahl schwerer Kavallerie, die nun auf dem Schlachtfeld erscheint. Steve mach anstalten meine linke Flanke zu umgehen, doch mit den zusätzlichen Kräften entmutige ich ihm vor weiterem Vorgehen.
Die Reserven sind alle auf dem Tisch.
Im Zentrum läuft es nicht ganz so wie ich möchte. Die Lücke zwischen dem Wald vom Bossu und dem anschließenden Hohlweg ist zu eng, um zügig Truppen auszutauschen. Zudem stört der Ort Quatre Bras meine Bewegungswünsche. Nach dem Vorgehen, entlang des Waldes gegen die zögernden Franzosen, verbleibt eine Infanterieeinheit unter dem Beschuss der Franzosen und bricht in deren Feuer.
Mittlerweile habe ich alle meine Truppen in Stellung gebracht, doch der Kommandeur der französischen Truppen will sich nicht einem weiteren Gefecht stellen und nimmt seinen Truppen auf der gesamten Linie zurück. Es bleibt bei dem Verlust meiner Infanterieeinheit, den ich nicht ausgleichen kann.
Das zweite Spiel gegen Nigel. Wir spielen Ligny und er hat Preussen, aber er greift an.
Ich habe die Ortschaften am gesamten Flusslauf des Ligny, am rechten Ende des Aufstellungsraumes den Ort St. Amand, der als Verbindungspunkt zu Wellington einen strategischen Wert hat, und meine Kommunikationslinie, bei Sombreffe, die am anderen Ende des Tisches ist, zu verteidigen. Mahlzeit!
Nigel geht am rechten Flügel kompromisslos gegen meine Kommunikationslinie vor. Als Verteidiger darf ich in den ersten beiden Runden meinen Aufstellungsverlauf nicht verlassen (blöde FoGN-Regel, die man für die Szenarien ruhig hätte weglassen können). Dadurch kann ich keinen Druck auf dem Defensivflügel der Preussen machen. An der linken Flanke stürzen sich meine Dragoner bei der ersten Gelegenheit auf die Preussen und prügeln eine Infanterieeinheit nach Hause, doch ist die Übermacht, mit ihrer Artillerieunterstützung zu groß, so das ich diesen Anfangserfolg nicht ausnutzen kann. Nigel greift Ligny an, um meine Kräfte zu binden, damit ich keine Unterstützung an den linken Flügel bringen kann. An der rechten Flanke greifen meine Kürassiere die Nahstelle zwischen dem Defensivflügel und dem Zentrum an.
Der Blick entlang der Front. Im Vordergrund Sombreffe, dann der Flusslauf der Ligny, den die Preussen berits überschritten haben.
Doch auch hier habe ich nur einen kurzweiligen Erfolg. Das Frontregiment bricht und reist die hinter ihm befindlichen Einheiten mit in die Flucht. Nachdem der Angriff zur Entlastung meines Zentrum keinen Erfolg hatte, gehen die Preussen weiter zum angriff über. Nigel gewinnt das Spiel deutlich und verdient. Er hat seine Kräfte konsequent und zielgerichtet eingesetzt. Meine zu weit auseinander gezogen Kräftehatten dem nur wenig entgegen zu setzten.
Noch etwas unschlüssig, wie ich auf einer Spiel(front)länge von 1,50m hätte verteidigen sollen, musste ich feststellen, das man sich auf den anderen Tischen irgendwie geeinigt hatte, sich gemeinsam an einer Flanke zu treffen. Dies hätte mit auch besser gefallen.
Das Ende der Schlacht. Eine meiner Musketierbrigaden nahezu in Ligny eingekesselt und im Hintergrund werden meine Kürassiere von "spent" Landwehr Kavallerie von Tisch geprügelt. Ein Anblick, der
sich kaum ertragen lässt.
Drittes Spiel, Wavre, am Sonntag gegen Niel.
Er hat Briten und ist der Angreifer. Meine Truppen gehen hinter dem Flüsschen Dyle in Stellung. Das Szenario sieht vor, der Brite bereits mit einer Division rechts den Fluss überschritten hat und meine Flanke bedroht. Niel hat nur drei Divisionen, dementsprechend fett ist die Division, die mir in der Flanke steht. Und sie ist gut, richtig gut. Zwei Einheiten, superior, Verteran und eine leichte Einheit mit zwei weiteren Infanterieeinheiten sowie Kavallerie und Artillerie zur Unterstützung. Doch ich habe Glück, Niel ist kein erfahrender Spieler. Bereits beim Austausch der ersten Salven gerät meine dünne Verteidigung in Unordnung. Doch der Brite greift nicht an. Dadurch gelingt es mir, links und rechts der Infanterie Batterien in Stellung zu bringen, die nun den Briten ordentlich mit Kartätschen einheizen. Die erste Infanterieeinheit bricht im Feuer der Artillerie, der Rest verliert nach und nach an Moral im Feuer der Kanonen.
Zur Unterstützung der Flanke bringt Niel die Grey Scots über den Fluss, die nun auch freundlich mit Feuer begrüßt und damit von Dummheiten abgehalten werden.
Ansonst beschießen wir uns mehr oder weniger intensiv entlang des Flusses, ohne uns großen Schaden zuzufügen. Die Versuche Niels über den Fluss zu kommen wehre ich ab, auch hier ohne großen Eindruck zu hinterlassen. Das Spiel endet bevor ich die Flankendivision eliminieren kann. Zudem verpasse ich es meinen Fotoapparat bei diesem (einzigen) Sieg in Aktion zu bringen.
Zum Schluss mein Waterloo gegen Terry (der regelmäßige Leser dieser Kolumne wird wissen, dass es bei ihm um den FoGN Regelschreibern handelt).
Ich bin der Angreifer und Bayern verteidigen Hougomont! Links habe ich die beiden Kavalleriedivisionen, rechts die Infanterie. An der Schnittstelle liegt Hougomont aus dem die Bayern in einem Artillerieschlag vertrieben werden. Was sie nur kurzzeitg interessiert, denn bevor ich anstalten mache meine, ebenfalls von Beschuss zurückgewichene Infanterie in die Gebäude einrücken zu lassen, sind die Bayern wieder da und zeigen sich nun etwas beschussresistenter.
Meine russische Front vor Hougoumont, im Hintergrund, von den Bayern besetzt, La Haye Saint und Papolette
Links traue ich mich nicht mit meiner Kavallerie die geordneten Infanterieeinheiten anzugreifen und werden dort langsam aber sicher zurückgedrängt. An der rechten Flanke hat der Bayer seine Kavallerie abgezogen, dort geht nun meine Infanterie vor. Doch verliere ich, nach anfänglichen Erfolgen, der Feuerkampf heftigst und die Hälfte meiner Einheiten flieht. Links reitet die bayrische Kavallerie einen erfolgreichen Angriff gegen meine Artillerie, geht aber im nachfolgenden Gegenangriff meiner Dragoner unter. Rechts habe ich noch das (unverschämte) Glück meine fliehenden Einheiten zu sammeln, so das das Spiel mit einem Unentschieden endet.
Endergebnis: Mal wieder vorletzter, aber! Zumindest doppelt so viele Punkte gemacht, wie im Jahr davor (an irgendwas muss man sich ja hochziehen).
Besonders hervorgetan hat sich mein Korpskommandeur, der in allen vier Spielen doch eine Einheit gesammelt hat (und das nur, nachdem er die silbernen Würfel bekommen hat)! Nicht das man ihm zu wenige Gelegenheiten gab. Wahrscheinlich war die Alkoholfahne das einzige Feldzeichen, an das er sich klammern konnte. Die bösen Vorboten waren ja schon in der Vorbereitung zu erahnen. Ansonst hat es hat wieder Spass gemacht und ich freue mich auf das nächste Wiedersehen mit den Nappys. Vielleicht beim BritCon oder den Worlds.
FoG:N beim Simultanaufstellen der Armeen "under cover".
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